Gesundheit & Sicherheit

Hygiene & Jugendschutz: Gesetzliche Vorschriften für Tattoostudios in Deutschland

FW
Verfasst von Redaktion firmenweb.de
Lesedauer: 7 Minuten
Hygienevorschriften für Tattoo-Studios
© Zinkevych / istockphoto.com
Inhaltsverzeichnis
Hygienevorschriften Fehlanzeige? Entzündung, Fieber, Blutvergiftung - kommen bei "Hinterhof-Tätowierern" vor, aber hoffentlich nicht in deinem Studio. Mit der steigenden Zahl von Tattoostudios wachsen auch die Anforderungen an die Hygiene. In Deutschland unterliegen Tattoo-Studios strengen gesetzlichen Vorschriften, die die Gesundheit der Kunden und Tätowierer schützen sollen - zurecht. Kennst du alle Hygienestandards und Merkblätter? Wir fassen für dich die wichtigsten Regeln zusammen.
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Die Aufbereitung und Sterilisation von Arbeitsgeräten: 3 Schritte

In Tattoostudios ist die Aufbereitung und Sterilisation der Arbeitsgeräte ein essenzieller Schutzmechanismus, um die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Tattoostudios sind dazu verpflichtet, strenge Hygienestandards bei der Behandlung von Arbeitsgeräten zu befolgen.

1. Gründliche Reinigung vor der Desinfektion und Sterilisation 

Vor der eigentlichen Sterilisation müssen alle wiederverwendbaren Arbeitsgeräte gründlich gereinigt werden. Dies beinhaltet das Entfernen von sichtbaren Verunreinigungen wie Blut, Tinte oder Geweberückständen. Die Reinigung erfolgt mit speziellen Reinigungsmitteln und - verfahren, um sicherzustellen, dass alle Oberflächen des Geräts erreicht werden. 

2. Desinfektion als zweiter Schutzschritt

Nach der Reinigung folgt die Desinfektion der Arbeitsgeräte. Hierbei werden hochwirksame Desinfektionsmittel eingesetzt, die alle potenziellen Krankheitserreger abtöten. Die Desinfektion ist dafür da, um sicherzustellen, dass selbst nach der Reinigung keine infektiösen Mikroorganismen auf den Arbeitsgeräten verbleiben. Das Mittel sollte begrenzt viruzid sein und auf der VAH-Liste des Verbund für Angewandte Hygiene e.V. gelistet sein.

3. Sterilisation für maximale Sicherheit

Die Sterilisation ist der abschließende Schritt im Prozess der Aufbereitung von Arbeitsgeräten. Hierbei werden die Instrumente so behandelt, dass sämtliche Mikroorganismen, einschließlich Viren und Bakterien, abgetötet werden. Dabei werden verschiedene Sterilisationsverfahrenangewendet werden, je nach Art der verwendeten Instrumente:

  • Dampfsterilisation
  • Heißluftsterilisation
  • chemische Sterilisation 
  • oder andere Methoden.

Tipp: Verwendung von Einwegmaterialien

Einwegmaterialien, wie Nadeln und Griffstücke, sollten nach einmaligen Gebrauch ordnungsgemäß entsorgt werden. Dies minimiert das Risiko einer Kreuzkontamination und stellt sicher, dass jeder Kunde mit frischen, nicht wiederverwendeten Materialien behandelt wird. 

Gesetzliche Pflicht: Protokollierung und Dokumentation

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben ist es zwingend erforderlich, den gesamten Prozess der Aufbereitung und Sterilisation zu dokumentieren. Dazu gehören Informationen wie das Datum der Reinigung, verwendete Desinfektionsmittel.

Tattoofarben & die Tätowiermittel-Verordnung

Seit dem 4. Januar 2022 gelten neue Vorschriften für Tätowierfarben. Die Pigmente Blue 15:3 und Green 7 werden verboten. Die nationale Tätowiermittel-Verordnung (TätV) regelt die Herstellung, Kennzeichnung und Verwendung von Tätowiermitteln gemäß dem Lebensmittelgesetz(LFGB). §3 TätV umfasst beispielsweise folgende Informationen:

  • Produktbezeichnung
  • Herkunft
  • Mindesthaltbarkeitsdatum
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen.

Jeder Tätowierer sollte diese Verordnung kennen und danach handeln. 

Persönliche Schutzausrüstung 

Tätowierer müssen persönliche Schutzausrüstung verwenden. Dies umfasst Einweghandschuhe, Schutzkleidung und gegebenenfalls Atemschutzmasken. Ziel ist es, die Übertragung von Krankheitserregern zwischen Künstlern und Kunden zu verhindern.

Einweghandschuhe

Pflicht bei jeder Tattoo-Session, um direkten Hautkontakt zu vermeiden und vor Blutübertragung oder Hautkrankheiten zu schützen. Einmalhandschuhe sollten vor Beginn und nach Ende jeder Session entsorgt werden.

Schutzkleidung

Spezielle Kleidung. die den gesamten Körper bedeckt und leicht zu reinigen ist. Schützt vor Farbspritzern und Farbtropfen, minimiert den direkten Hautkontakt

Atemschutzmasken

Bei Bedarf erforderlich, insbesondere wenn schädliche Dämpfe oder Aerosole entstehen können. Schützt die Atemwege vor schädlichen Partikeln. 

Die regelmäßige Überprüfung und ordnungsgemäße Entsorgung dieser Schutzausrüstung sind entscheidend für ihre Effektivität. Studioinhaber tragen die Verantwortung sicherzustellen, dass ausreichende Mengen an Einweghandschuhen, Schutzkleidung und Atemschutzmasken vorhanden sind, um höchste Sicherheits- und Hygienestandards zu gewährleisten. 

Vorschriften für die Räumlichkeiten: Hygienische Gestaltung des Studios 

Die Räumlichkeiten eines Tattoostudios müssen so gestaltet sein, dass sie leicht zu reinigen und zu desinfizieren sind. Arbeitsflächen, auf denen Farben verwendet werden, sollten abwaschbar sein und regelmäßige Desinfektionsmaßnahmen sind erforderlich, um eine hygienische Umgebung zu gewährleisten. Oberflächen, welche mit Kunden in Kontakt kommen, sollten (wie beim Arzt) mit Folie oder Papier-Barrieren geschützt werden. Diese kann schnell vor dem nächsten Kunden gewechselt werden.

Schulungen und Unterweisungen

Tätowierer nach dem Infektionsschutzgesetz verpflichtet, regelmäßige Schulungen und Unterweisungen zu Hygienemaßnahmen zu erhalten. Dies umfasst folgende Themen:

  • die sachgemäße Handhabung von Arbeitsgeräten
  • den Umgang mit Desinfektionsmitteln 
  • die Kenntnis von Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Jugendliche im Tattoobereich: 3 Tipps zur Absicherung

Derzeit existiert in Deutschland keine gesetzlich festgelegte Altersgrenze für Tattoos. Dies resultiert aus der Schwierigkeit, exakt zu bestimmen, wann ein Jugendlicher in der Lage ist, die Risiken und Konsequenzen der oben erwähnten Form der Körpermodifikation einzuschätzen. Da Tattoos nach §223 StGB eine vorsätzliche Körperverletzung darstellen, brauchen Jugendliche unter 18 Jahren die Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten. 

1. Altersnachweis

Tätowierer müssen vor der Arbeit das Alter ihrer Kunden überprüfen, idealerweise durch einen gültigen Ausweis.

2. Zustimmung der Erziehungsberechtigten

Für Minderjährige ist eine schriftliche Zustimmung der Erziehungsberechtigten erforderlich. Diese sollte alle relevanten Details, einschließlich der Art des Tattoos und des Studios, abdecken.

3. Dokumentation

Studioinhaber müssen eine zuverlässige Dokumentation über die Zustimmung der Erziehungsberechtigten führen. Dies kann im Falle von Kontroversen oder rechtlichen Fragen entscheidend sein. 

Unterschiede in Bundesländern: Merkblatt für Betreiber

Einzelne Bundesländer haben Merkblätter für Tätowierer, die als hilfreicher Leitfaden dienen können. Hier kommst du direkt zu einer Auswahl offizieller Merkblätter für Tattoo- und Piercingstudios, herausgegeben von den Landesämtern für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:

Fazit: Hygienevorschriften und gesetzliche Vorgaben schützen Kunden und Tätowierer 

Die Einhaltung der Hygienevorschriften in Tattoostudios ist unerlässlich für die Sicherheit von Kunden und Tätowierern. Studioinhaber und Künstler sollten regelmäßig ihre Kenntnisse über die aktuellen Gesetzesbestimmungen auffrischen und sicherstellen, dass ihre Praktiken den höchsten Hygienestandards entsprechen. (ae)

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